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THEMA: Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6

Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 04:23 #1

  • Jo_S
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EDIT: Dieser Thread begann ursprünglich auf dem "schiffsmodell.net". Um ihn nicht auseinanderzureißen und den Bau weiter dokumentieren zu können, wurden die ersten 20 Beiträge hierher kopiert. Die Antworten und Diskussionen dazu wurden nicht kopiert.

Neulich abends sitze ich mit Dean und einem schleifstaubgewürzten schottischen Whiskey zusammen, um den Projektstand zu diskutieren. Steeringbar, Tanks und Safety throttles sind in Arbeit, der Bootsschlitten will montiert werden, die Atomite braucht noch ein paar innere Werte, zwei weitere Boote sind fertig gezeichnet und beim Außenborder heisst es "warten auf Graupner's Lieferfähigkeit". Nebenbei etliche Planungen. Soweit so gut - in welcher Reihenfolge sollen die Baustellen jetzt abgearbeitet werden?

Kopf kratzen. Da lehnt sich Dean auf seinem Stuhl zurück, schiebt das leere Glas von der Tischkante, verschränkt die Arme und murmelt gähnend: "Lots of stuff, Buddy... I'd really need a damned workshop."

Das führte im ersten Moment zu einer gewissen Verwirrung meinerseits. Was redet der Kerl? Zum einen ist mein us-englisch nicht das trainierteste, zum anderen assoziiere ich beim Begriff "workshop" immer gleich ayurvedische Abendkurse im Selbstbefreiungs-Kampfhäkeln oder ähnliche Monstrositäten. Aber weit gefehlt: Dean meint schlicht und einfach eine "Werkstatt". Ich dachte, ich hör' schlecht. Wieso warum weshalb das denn? Die Fragezeichen auf meiner Stirn scheinen aussagekräftig genug zu sein, denn spontan kommt seine Antwort: "Dann können wir den Kram schneller gemeinsam wegarbeiten". Das Argument lasse ich nicht gelten. Bisher hatte ich die meiste Arbeit, während der Kerl sich vorrangig lässig in irgendwelchen Ecken rumgelümmelt hat. "Außerdem können wir dann die nächsten Boote direkt in der neuen Werkstatt fotografieren... ich bin's leid, die Dinger jedesmal nach draussen zu schleppen." Dieses Argument zieht.

Ok. Um den Raum kümmern wir uns später... also, was gehört in eine Bootsbau-Werkstatt?
"Eine Hobelbank, ein Regal, irgend 'ne Sitzgelegenheit und ein Werkstattofen, damit das Holz gut trocknet. Und ein Radio... ohne Musik arbeite ich nicht. Kühlschrank wär' auch nicht schlecht, warmes Bier ist nicht gut für's Holz."
Klare Rahmenbedingungen. Also los.

Ein Blick in das 1951er Schreinerhandbuch zeigt: Hobelbänke - egal ob europäischer oder amerikanischer Herkunft - sehen seit hundert Jahren praktisch identisch aus. Wir einigen uns auf ein großes Modell mit Vorder- und Hinterzange. Darauf lassen sich auch die grössten Spanten bearbeiten:


Hobelbank0.jpg


(Bildquelle: www.ebay.de)


Da Dean's chronische Außenborder-Sammelwut in direktem Zusammenhang mit seiner ebenso chronischen monitären Indisponiertheit steht, kommt nur Eigenbau im Frage. Also fix einen Plan gezeichnet, Abmaße ohne Spannzangen 200cm B x 60 T x 82 H (333 x 100 x 137 mm). Als nächstes wird Holz gekauft. 10x10mm Stiele und Füße, Queraussteifung 20x5, alle Verbindungen verzapft. Das bringt satt Verwindungssteifigkeit und Stabilität:

Hobelbank1.gif


Hobelbank2.jpg



Die Tischplatte besteht aus verleimten 20x5mm Leisten, die auf einen 10x10 Rahmen aufgeleimt werden. Drei verschiedene Beiztöne (vorbeizen mit hellgrau, im halbfeuchten Zustand dünn überlasiert mit Teak dunkel, Akzente mit Eiche hell) sorgen für eine verwittert aussehende Grundfarbe:


Hobelbank3.jpg



Die Vorderzange wird aus 3 Schichten 5x15mm verleimt - hier erstmal provisorisch zusammen gelegt. In der oberen Leiste sind schon mal die Öffnungen für die Bankhaken ausgesägt, die werden erst nach dem Verleimen in die unteren Leisten übertragen. Hinten ist eine Wanne für Hobelspäne und Werkzeug:


Hobelbank4.jpg
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 04:39 #2

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Der Bankhakenhalter wird zur weiteren Bearbeitung erstmalauf die Seite gelegt, die restlichen Teile zur Kontrolle der Maße provisorisch zusammen gesteckt:


Hobelbank5.jpg



Als nächstes ist die Mechanik der Vorderzange dran. Der Beschlag in der Spannbacke besteht aus einer gekürzten M4-Gewindehülse und einem Teil aus 2mm MS:


Hobelbank6.jpg



Der Zangenschlüssel hat erstmal für einige Fragezeichen gesorgt, war dann aber doch ganz einfach. 2 MS-Röhrchen 5mm (innen 4,05) wurden T-förmig verlötet und danach ein Stück M4-Gewindestange mit Loctite eingeklebt (das eingeschobene 4mm-MS-Rohr dient nur zur Kontrolle der Rechtwinkligkeit):


Hobelbank7.jpg



Die Vorderzangen-Mechanik ist fertig. Die MS-Teile sind brüniert, Hinten auf der Gewindestange ist ein Stellring aufgeschoben, mit dem sich das Zangenspiel nach dem Einbau feinjustieren lässt:


Hobelbank8.jpg



Für den Stellring muss der Rahme der Tischplatte eine Ausfräsung erhalten (also hinter dem Bankhakenhalter, der im nächsten Foto weggelassen ist):


Hobelbank9.jpg



Für zusätzliche Ablagefläche unter der Tischplatte sorgen ein paar alte Bretter. Dreifarbig gebeizt, mit Feilen, Messern, Skalpell und Drahtbürste malträtiert und danach mit weicher Flamme abgeflämmt. Das harte Blitzlicht verfälscht seltsamerweise, die sehen in Natura viel rauher aus... muss ich nochmal tagsüber fotografieren. Die Köpfe der Nägel wurden vor dem Einschlagen blank geschliffen und mit Säure behandelt... Sekunden später fingen sie herrlich an zu rosten. :mrgreen:
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 04:49 #3

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Zum Schluss noch ein Tageslichtfoto von den mißhandelten Brettern - so muss hinterher die ganze Hobelbank aussehen:


Hobelbank11.jpg



Alles proviorisch zusammen stecken, dann probiert Dean schnell mal, ob die Vorderzange auch leicht genug läuft:


Hobelbank10.jpg



Funktioniert. Jetzt kann der ganze Kram verleimt werden, erst danach wird patiniert...
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 04:58 #4

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Um der Frage nach dem verwendeten Modellbau-Equipment prophylaktisch zu begegnen: das Ganze ist purer Low-Tech-Modellbau, mit Kinderwerkzeug an Lilli's Küchentisch zusammen gezimmert. Die Bankhalter-Schlitze sind z.B. alle mit meiner "Handfräse" (kleine Juwelier-Bügelsäge) gesägt.


Hobelbank11-0.jpg



Das zweitwichtigste Werkzeug sind Schleifklötze, die bringen erst die richtige Orthogonalität. Lediglich für die Stellring-Aussparung und das Verputzen der Lötstellen habe ich die kleine Proxxon-Handbohrmaschine. Und für die Führungslöcher der Spannzangen, klar. Ich habe zu Hause zwar eine bestens ausgestattete Werkstatt, mit der das Ganze in der halben Zeit ginge - aber dafür müsste ich jedesmal 8km fahren.

Gute Maschinen sind was Feines, keine Frage. Aber mittlerweile habe ich immer öfter Spass daran, solche Geschichten wieder rein manuell in Low-Tech-Bauweise herzustellen. Proxxon, Bügelsäge, Schleifklötze - das reicht. Für einen 152VO-Racer genauso wie für eine komplette 1:6-Werkstatt.
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 05:07 #5

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"Irgend eine Sitzgelegenheit"... das steht auch noch auf der Workshop-To-Do-Liste. Da die Natur mich mit einer gewissen pragmatischen Faulheit gesegnet hat (ich nenne das "Lösungsorientiertheit"), habe ich da auch gleich eine schnelle Lösung gefunden: klick... und fertig ist der Stuhl! :)

Tja. Da hatte ich aber leider die Rechnung ohne den alten Dean gemacht. "Fifteen Bucks... bist du denn wahnsinnig? Da hole ich mir doch lieber irgend einen alten Schemel vom Dachboden! Das Geld können wir besser in eine Quicksilver Lower Unit oder ein schönes Röhrenradio investieren."

Zum besseren Verständnis dieser Aufregung muss erwähnt werden, dass 15 € (inflationsbereinigt) Mitte der 50er Jahre fast dem Gegenwert eines flammneuen Mercury 20H entsprechen. Also: no deal! Aber bei den Worten "irgend ein alter Schemel" klingelt etwas in meinem Kopf: so etwas in der Art steht doch bei Anja am Schreibtisch. Also fix ins Nebenimmer, ausmessen, aufzeichnen.


Stuhl0.gif



Vom Bau der Hobelbank liegt hier noch eine 30x5mm Leiste rum, daraus werden die 4 Beine und der vierteilige Rahmen der Sitzfläche ausgesägt. Die vordere Querstrebe ist eine 3x5-Leiste, die sechs seitlichen / hinteren Querstreben sind aus 4mm Buchenrundholz (einfach in die Handbohrmaschne eingespannt und gedrechselt). Für die gebogenen Rücklehnen werden drei Lagen 0,6er FSH zu einer ausgerundeten Platte formverleimt (ein Marmeladenglas hatte den passenden Durchmesser). Erst nachdem dieses Sandwich getrocknet ist, werden die drei Lehnenteile ausgesägt. Die Sitzfläche selber besteht aus 1mm FSH.

Alle Teile werden wieder miteinander verzapft. Und dann kommt das dicke Problem: nirgends ein rechter Winkel. Wie soll man jetzt diese 19 Holzteile so ausrichten, dass daraus ein ebener, nicht kippelnder Stuhl entsteht? Alles verschiebt sich gegeneinander, keinerlei Fix- / Bezugspunkte. Irgendwie bekomme ich plötzlich massive Hochachtung vor den alten Möbeltischlern, die sowas jeden Tag gemacht haben... mir war nicht bewusst, wie komplex so ein simpler Stuhl ist. Nach einem kläglich gescheiterten Steckversuch kommt die Erkenntnis: ohne Lehre gibt das nix. Also lieber schnell aus Abfällen eine primitive Haltevorrichtung zusammengeklebt, die die Stuhlbeine in allen drei Raumachsen im richtigen Winkel fixiert. Damit kann der Rahmen dann auch verzugsfrei verleimt werden:


Stuhl1.jpg



Durch die Verzapfungen geht der Rest dann ziemlich zügig. Aber irgendwie gefiel mir das Ergebnis noch nicht richtig: das sah trotz gutem Beizton alles noch zu "neu" aus. Mit schnödem Schleifpapier werden erstmal ein paar gezielte Scheuerspuren hinterlassen. Nach kritischer Begutachtung des Nebenzimmer-Originals durfte dann eine Nadelfeile Holzwurm spielen. In die Vertiefungen lasse ich dunkelgraue Beize laufen, die an der Oberfläche direkt wieder abgewischt wird - das bringt den gewünschten Kontrast in die Löcher.

Glücklicherweise haben wir vorgestern gegrillt (und den Grill danach natürlich nicht sauber gemacht). Ein Stück schwarze Holzkohle und ein bisschen hellgraue Asche, einmal tief Luft holen... und dann wird auf dem Stuhl richtig massiv rumgesaut. Die innere Überwindung, das jungfräuliche Stück Modellbaukunst vorsätzlich mit solchen Mitteln zu mißhandeln, ist jedesmal der schwierigste Part solcher Übungen. Zum Schluß wird das Ganze noch mit Ballistol (Waffenöl) versiegelt - und fertig ist die Laube. Pardon: der Schemel. Jetzt sieht er auch nicht mehr so sehr nach Neuware aus (Anm.: Foto = ca. Originalgröße):


Stuhl2_3.jpg



(Randbemerkung: Fotos sind irgendwie "unbestechlicher" als das Auge: erst auf den Fotos habe ich bemerkt, dass die Nagelköpfe noch brüniert werden müssten, um authentisch zu wirken.)

Aber Dean hat seinen Spass: das Radio-Budget ist gerettet, er hat eine bequemere Alternative zum Kneeling Board gefunden und deklariert das Möbel sofort zu seinem zentralen Studienplatz für die nächste Ausgabe der "Boatsport":


Stuhl4.jpg



Nur ich habe jetzt ein Problem. Wie kriege ich den Kerl jetzt wieder in die Senkrechte? Hier wartet nämlich noch ne Menge Arbeit...
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 05:20 #6

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Das 152VO-Thema ist für mich so eine Art universelles Allround-Happening... Boote, Motoren, Nachkriegsära, B.B. King / Elvis / James Dean / Marlon Brando, antiautoritäre Jugendidole, Monsterfilme, Geruchskino, Hot Rods, Garagengroove... je mehr ich mich damit beschäftigte, desto spassiger wird's. Und bietet damit immer neue sinnbefreite Beschäftigungsfelder. Mittlerweile kaufe ich amerikanische Online-Antiquariate leer, um mich mit neuem 50's-Input zu füttern.
Das finde ich einfach... gut!

Aber weiter im Text. Sorry: in der Werkstatt! Die Hobelbank ist fertig. Allerdings hatte die Mechanik der Vorderzange noch für einige Probleme gesorgt: Holzdübel in Holzlöchern garantieren einfach keine saubere Führung. Beim Beizen und ölen quillt das Holz minimal auf und plötzlich klemmt alles. Darum wurden alle führenden Holzteile kurzerhand verschrottet und gegen Metallrundstäbe getauscht, die nun in brünierten MS-Röhrchen geführt werden. Jetzt läuft alles wunderbar leichtgängig:


Hobelbank120.jpg



Auch die Hinterzange ist fertig. Die (im Grunde ziemlich triviale) Mechanik war ein wenig kniffelig, weil sie komplett verdeckt liegt - man kommt nirgendswo dran. Aber egal, letztlich hat's geklappt. Und die beiden Zangen liefern witzigerweise ganz gehörig Druck - damit kann man arbeiten.



Hobelbank122.jpg



Nur die Schublade liegt noch sinnlos auf der Ablage rum. Da fehlt noch eine Führung unter der Tischplatte:


Hobelbank121.jpg



Auf dem Tisch lassen sich Teile bis 33 cm (sprich: 198 cm) spannen. Groß genug für die grössten Spanten, selbst ein Class DU/DSH-Racer lässt sich damit bauen.

Was fehlt noch? "Werkzeug!", knurrt Dean aus der Raumecke.
Bisher ist nur ein Schraubenzieher, eine kleine Handstichsäge und eine Dose Bier vorhanden - damit lässt sich zwar einiges anstellen, aber kein Boot bauen. Vernünftige Sägen und Schraubzwingen müssen her!

Mein argumentativer Versuch, Dean den Vorteil von Parallelzwingen nahezubringen, ist schnell gescheitert: amerikanische Doppelzwingen sollen es sein. Na gut. Nachdem ich mir die Dinger dann mal etwas genauer angesehen habe, muss ich zugeben: sie haben Vorteile. Stabiler als unsere deutschen Parallelzwingen - und sie können schräg spannen. Irgendwie ist plötzlich noch ein Hammer dazu gekommen (was will der Kerl damit, solange er noch nicht mal ein Stemmeisen hat???)... und in einem ungeahnten Anfall plötzlicher Ordnungswut baut Dean schnell noch einen Werkzeugkasten. Der wird nach drei Wochen Einsatz sicherlich auch nicht mehr so jungfräulich aussehen:


Hobelbank123.jpg



Im Foto oben ist die Vorderzange maximal geöffnet. Die Anschaffung der Zwingen hat sich rentiert - auch im praktischen Einsatz bewähren sich diese komischen amerikanischen "Hand screw clamps" beim Bau unserer "Atomite" ganz prima:


Hobelbank124.jpg
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 05:27 #7

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Während wir eine Pause einlegen und ich im "Boat Builder's Handbook" rumblättere, sagt Dean: "Buddy, wir brauchen 'ne Rahmensäge." Und als ich irritiert aufblicke, ergänzt er: "Helling bauen, Stringer kürzen... willst du das etwa alles mit dieser Kinderstichsäge machen?" Er schiebt mir einen aufgeschlagenen Werkzeugkatalog rüber: "Die da. Einundzwanzig Zoll, die ist gut!"


Hobelbank125.jpg


(originale Rahmensäge, Bildquelle: www.ebay.com)

Kurze Zeit später ist die Werkstatt um eine Säge-für's-Grobe bereichert, mit einem Rahmen aus stabiler Buche und gedrechselten "Eichen"-griffen. Bauanleitung in Kurzform: Rahmen aus 5x15mm Buchenleiste ausgesägt, Kanten mit der Proxxon + Rundschleifkörper ausgerundet. Sägeblatt: original Laubsägeblatt, auf 75mm gekürzt. Griffe aus 5mm Buchenrundstab, ins Bohrfutter eingespannt und mit Feilen / Schleifpapier in Form gebracht, gebeizt und geölt. Spannfaden in Tee gefärbt, geölt, abstehende Fasern abgeflämmt, Faden gewachst:


Hobelbank126.jpg



Und nachdem Dean das Sägeblatt eingelegt und gespannt hat, beschliessen wir, das es jetzt Zeit für ein Steak und ein paar Dosen Bud ist. Genug getan für heute.


Hobelbank127.jpg



Nachtrag: auf dem Weg zur Bar haben wir in einem Garagenverkauf zufällig noch zwei Zinkwannen gefunden und kurzerhand mitgenommen. Prima Behältnisse für Holzreste. Denn der Werkstattofen ist schon geordert.
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 05:36 #8

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Aber wo ist Dean eigentlich geblieben? Heute morgen hat er irgendwelche Pläne gezeichnet, danach sass er 10 Minuten reglos und tief sinnierend an der Werkbank (ich wollte ihn schon anstupsen, um zu testen, ob da noch Leben drin ist)...

... dann spingt er plötzlich auf, schnappt sich den dicksten Hammer, kloppt ein Riesenloch in die Küchenwand, kippt zwei Bud, rennt rüber ins Holzlager, sucht dicke Balken raus und beginnt, die Dinger zu zerlegen, als ob es um sein Leben ginge (man achte auf den fanatischen Gesichtsausdruck!)...


Hobelbank129.jpg



Und jetzt sitzt er wieder einmal schweigend da und ist nicht ansprechbar. Seit 'ner Viertelstunde starrt er auf den Fußboden und murmelt irgendwas in der Art von "Hmmm... red or white bricks?" ...


Hobelbank1210.jpg



Ich bin mir nicht sicher, was das zu bedeuten hat. Aber ich habe so ein latent ungutes Gefühl bei der Sache.

Ach ja - jetzt fällt mir plötzlich wieder ein, welche Pläne Dean heute morgen gezeichnet hat: die Switzer Craft Baby Bullet! Aber das ist eine andere Geschichte.
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 05:43 #9

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Nur ein Mini-Update: die Werkzeugkiste (gebaut aus 1,0 / 1,5 / 2,5 mm Ahornplatten, Tragegriff 5mm Kieferrundstab), hatte mit ihrer billigen neuen IKEA-Optik doch ziemlich genervt. Sie wurde deshalb kurzerhand verunstaltet. Wobei ich gestehen muss, dass a) erst das detailverliebte Gestalten und b) das anschliessende Mißhandeln neuer Modelle zu meinen ultimativen Lieblingsbeschäftigungen gehört.


Hobelbank1211.jpg



Spannend dabei finde ich immer wieder, den richtigen Punkt der künstlichen Alterung zu erwischen: erst werden die Dinger von Mißhandlung zu Mißhandlung immer schöner, aber ururplötzlich kippen sie in's mißraten-trashige um. Darum höre ich lieber eine Idee zu früh als zu spät auf.
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Neues aus der Garage: die Backyard-Werkstatt in 1:6 25 Jan 2013 06:19 #10

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Ich verrate euch an dieser Stelle mal gerade, worum's mir bei dem 1:6-Werkstattbau geht: vordergründig möchte ich eine Werkstattkulisse als authentischen Hintergrund für weitere Baufotos / Bauanleitungen, etc. haben. Also so ein alter Ziegelbau (Amiland und Backsteine - das gab's wirklich!) mit Industrie-Sprossenfenstern, Dielenboden und Schreinereinrichtung. Irgendwie sowas. Mittelfristig schwebt mir für das 152VO-Webportal so etwas wie "Dean's Werkstatt-Blog" vor, Arbeitstitel "Neues aus der Garage". Da kann Dean aus seinem 50er-Jahre-Alltag plaudern, von Rennen berichten, AB-Modifikationen vorstellen, was-weiss-ich. Und dafür soll seine Werkstatt ebenfalls herhalten. Aber das nur am Rande.

So, weiter geht's. Auf dem Programm steht immernoch ein olles Regal (plus Radio), ein Werkzeug-Wandbord (oder -schrank) und ein Werkstattofen. Aber welcher? Zur Auswahl stehen die drei Modelle "Empire State", "Archaik pur" und "Kastanienverkäufer":


stove0.jpg


(Bildquelle: www.stovefinders.com)

Der linke und der rechte sind beide ziemlich simpel zu bauen. Der mittlere ist zwar eigentlich ein Franzose, aber a) ist er sehr(!) klein und b) sehr außergewöhnlich. Und mit seiner zerklüfteten Außenhaut relativ kompliziert zu basteln. Damit war klar: der soll's sein! "Der Männerofen", wie Dean ihn getauft hat. Das Ding ist wirklich winzig - da passen maximal 30cm-Scheite rein. Wenn sie dünn sind. Genau das Richtige, um in einer Bootsbau-Werkstatt Leistenreste zu verballern. Also los.

Meine etwas unkonventionelle Polystyrol-Bauweise (die ich mir vor guten 20 Jahren mal bei einem professionellen Architekturmodellbauer ausgeliehen und nicht zurück gegeben habe) habe ich schon bei meiner Loyal und dem Fuchs 301 ausführlich beschrieben. Darum hier nur in reduzierter Form:
  • Zeichnung anfertigen, ausdrucken und mit Sprühkleber auf PS-Platten kleben,
  • mit Stahllineal und Skalpell exakt auf der Linie ausschneiden; das ergibt durch die halbe Klingenbreite ein minimales Übermaß von 0,2-0,3mm,
  • ausgeschnittene Bauteile mit Dichlormethan (giftig!) auf Endmaß verkleben, das Übermaß bleibt an den Kanten einfach stehen,
  • Kanten erst zum Schluss auf Sollmaß runterschleifen.

Damit sind Genauigkeiten von unter einem 1/10 mm auch rein manuell problemlos machbar - und es funktioniert super.

Fangen wir mit dem Sockel an. Wegen seiner Biegungen hat er ein paar kleine Innenaussteifungen bekommen. Gebogenes PS in Verbindung mit Dichlormethan ist etwas problematisch (es neigt zum brechen, wenn man nicht aufpasst). Hinterher habe ich mich gefragt, warum ich das nicht einfach aus Metall gebaut habe. Egal - das schlimmste ist damit eigentlich schon erledigt:


stove1.jpg



Der Innenkorpus ist erst einmal nur ein simpler rechteckiger Kasten. Die Wärmetauscher-Rippen wollte ich nicht in ihrer kompletten Außenkontur ausschneiden, das wird niemals 100% sauber. Darum wurden sie zusammen gesetzt. Erstmal nur die Rippenteile, die auf ganzer Länge von oben bis unten durchlaufen:


stove2.jpg



Der Kasten steht noch unverklebt auf dem Sockel. Also wieder abnehmen, seitlich auf den Schleifklotz legen - und schon konnten die Rippen ganz simpel und gleichmässig auf Sollmaß plan geschliffen werden. Dadurch werden die Kanten schön scharf und exakt bündig - und genau dafür brauche ich das anfängliche Übermaß! Nun fehlen noch die ganzen vorstehenden Rippenteile, die erst nachträglich aufgeklebt werden. Das geht schneller und wird sauberer.

Darum ging's erst einmal zum Metzger: "Ein Kilo Rippchen, bitte!":


stove3.jpg



Die Dinger müssen jetzt auf (und zwischen) die bereits bestehenden Rippen geklebt werden. Ein paar Stunden später konnte man schon ahnen, was das mal werden soll. Der ist ja wirklich klein...


stove4.jpg



...aber die Maße entsprechen tatsächlich genau dem originalen Ofen. Nur sechsmal kleiner. ;)
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