Ihr erinnert euch an den Moment, als Dean den dicken Hammer nahm und ein Riesenloch in die Küchenwand schlug? Ja?
Um die folgenden Ereignisse nachvollziehen zu können, muss ich jedoch woanders anfangen. Und zwar Jahre früher, in der Kölner Südstadt. Bis vor einigen Jahren hatte ich dort ein wunderschönes Hinterhof-Atelier. Ein Vorkriegs-Altbau, der jahrzehntelang eine alte Schreinerei beherbergt hatte: viereinhalb Meter Raumhöhe, Kappendecken, Sprossenfenster, alter Dielenboden. Vorne hatte ich 2 hohe Büros, hinten eine große Werkstatt mit Oberlichtern. Job und Modellbau waren also nur eine Tür weit voneinander entfernt.
Diese grandiose Atmosphäre geistert mir noch überdeutlich im Kopf herum und diktiert meine Vorstellung von Deans Bootsbauwerkstatt. Mit einem Unterschied: in meinem Atelier waren die Ziegelwände schneeweiß gestrichen, in seinem sollen sie "naturrot" bleiben.
Alabastergips ist hervorragend für Naturstein-Imitationen geeignet... und mit einer entsprechenden Giessform müsste sich doch eigentlich auch die typisch porige Oberfläche eines gebrannten Ziegels imitieren lassen?! Ich brauche also eine Giessform mit poröser Oberfläche.
Eine massive Ziegelwand würde viel zu schwer. Also eine tragende Rückwand aus Holz mit entsprechend dünneren Ziegeln bekleben und danach verfugen. Schnell das amerikanische Ziegelformat recherchiert (kleiner und flacher als unsere Normalformat-Ziegel): ich brauche für die Rückwand 650 Vollsteine, 650 Halbsteine und 40 3/4-Steine.
Ich habe mir also zwei 3mm-Schaumstoffplatten besorgt (weil die so eine schön feinporige Oberfläche haben) und entsprechend große Quader in die eine Platte geschnitten. Also die erste Schaumstoffplatte in 50 voll / 50 halb und drei 3/4-Steine aufgeteilt, dann komme ich mit 13 Abgüssen genau hin. Die zweite Schaumstoffplatte wurde vollflächig dahinter geklebt... sozusagen die spätere Sichtseite der Abgüsse. Dann die "Urform" mit entspanntem Wasser eingesprüht, damit der Gips in jede Ritze kriecht. Und dann munter losgepampt:
... und eine Stunde später die erste Charge ausgeformt...
Die komischen Flecken in den Abgüssen waren schon mal der erste Irrtum: ich hatte versucht, das Alabastergipsgemisch mit hochpigmentierten Künstler-Acrylfarben ziegelrot einzufärben. Wie man sieht, funktioniert das überhaupt nicht. Zumindest war aber schon mal die Form und Oberflächenstruktur der Gipsabgüsse sehr schön.
Nächster Versuch: ich habe mir konzentrierte Pigmente (gebranntes Oxydrot) im Künstlerbedarf besorgt und im Verhältnis 1:3 mit Gips gemischt. Diese Pigmente sind wirklich extrem - die färben einfach alles! Nur: leider keinen Alabaster... die nächsten Abgüsse wurden schweinchenrosa. Außerdem waren sie sehr brüchig.
Langsam wurde klar: Alabaster lässt sich offensichtlich nicht durchffärben. Das Marmormehl ist so superweiß, da stinken nicht mal Reinpigmente gegen an. Also weiß giessen und danach färben. Aber womit? Hochpigmentierte Aquarell- und Gouachefarben decken nicht genug, Acryl und Öl pampt die feine Oberflächenstruktur zu, jede Art von Lack geht sowieso nicht.
Gestern abend dann endlich der Durchbruch: die reinen Pigmente wurden einfach mit Wasser verdünnt und die neuen Abgüsse damit eingepinselt... und das Ergebnis nach dem Trocknen ist klasse: eine richtig schön kreidige, leicht unregelmässige Oberfläche. Hier mal probehalber und unverfugt auf einem Brettchen angeordnet:
Für das Verfugen habe ich bereits eine recht simple Idee... ich hoffe, dass das auch wirklich so einfach klappt.
Jetzt geht's in die Großserienproduktion. Rechts giessen, Mitte trocknen, links färben. Untereinander die drei Ziegelformate:
300 Stück sind nach gut 3 Stunden fertig... das geht sogar schneller als gedacht. Alles halb so wild. Fehlen nur noch 1000. Nebenbei fällt mir auf: die halbsteinigen Formate nebeneinander würden sich eigentlich auch prima als Werkstattboden machen...
... aber das würde dann doch zu viel "rot" auf Deans Hinterhof-Werft. Ich will wieder alte Holzdielen in der Werkstatt. Wie damals im Kölner Hinterhof.