Hi Alex,
prinzipielle Fragen lassen sich nur prinzipiell beantworten. Es geht dabei dann eher um das grundlegende Verständnis, weniger um die aktuelle Situation.
abrauner schrieb:
Benötigt ein BL-Motor eine Wasserkühlung? Bei Bürstenmotoren müssen für mein Verständnis die Kohlen auf Grund der Reibung gekühlt werden, BL haben dies nicht.
Kein Motor (egal ob Bürste oder BL) erzielt einen Wirkungsgrad von annähernd 100%. Also wird ein Teil der zugeführten Energie immer in Verlustleistung umgewandelt, die als schädliche Abwärme auftritt. Ergo muss jeder Motor "irgendwie" gekühlt werden, und sei es im einfachsten Fall einfach nur als Ankoppelung an die Raumluft.
Die BLs erreichen i.d.R. deutlich bessere Wirkungsgrade als die Bürsten, über 80% und mehr sind durchaus nicht unrealistisch (reale Wirkungsgrade, nicht die "Herstellertraumangaben"). Bei den geringen Leistungen, mit denen wir i.d.R. fahren, fallen bei einem BU-Utility-Modell so runde 200-300 Watt Eingangsleistung an, also müssen ganz grob um die 30-60 Watt weggekühlt werden. Bei richtiger Anpassung des Motors reicht da eigentlich schon der Fahrtwind aus, wenn der Motor offen liegt. Insofern
muss man in diesem Fall nicht unbedingt kühlen.
Allerdings wird der kühlere Motor i.d.R. den besseren Gesamtwirkungsgrad erzielen. Dazu kommt, dass BLs ein ganz anderes Lastverhalten als Bürsten aufweisen: während Bürsten unter Last willig einknicken und gutmütig im Strom hochgehen, versucht ein BL, unter allen Umständen die geforderte Drehzahl zu erzielen und geht ganz rigoros im Strom hoch - im Zweifelsfall bis zum Exitus. Ein falsch angepasster BL kann also kurzfristig ein Vielfaches seiner Nennleistung abgeben - und dann krepiert er. Insofern ist das Thema "BL-Kühlung" immer im Zusammenhang mit richtiger Anpassung zu betrachten.
abrauner schrieb:
Ist es vorteilhaft den BL an der AB-Einheit ohne Abdeckung zu fahren, um hier eine gewisse Luftkühlung (auch teilweise Spritzwasserkühlung) zu erreichen?
Siehe oben:
im Prinzip ja.
abrauner schrieb:
Kann über den Wassereinlass am AB zunächst der Motor und dann der Regler in einem Wasserkreislauf nacheinander gekühlt werden?
Hat Werner schon beantwortet: der "schwächere" Teil ist der Regler bzw. dessen FETs, die im Teillastbereich massiv Wärme produzieren. Darum zuerst den Regler kühlen. Das vorgewärmte Süppchen reicht immer noch für den Motor aus. Die Reglerkühlung ist insofern wichtiger als die Motorkühlung, als dass am Regler höhere Verlustleistungen anfallen und das Teil gleichzeitig gekapselter eingebaut ist als der Motor.
abrauner schrieb:
Oder sind zwei getrennte Wasserkreisläufe notwendig? Kann dabei der eine Wassereinlass am AB aufgeteilt werden oder muss ein getrennter Wassereinlass eingebaut werden.
Zwei Kreisläufe haben evtl. den Vorteil kürzerer Schläuche und damit mehr Wasserdurchsatz. Notwendig ist es nicht, man bräuchte dann lediglich keine Schläcuche durch den Transom zu führen, da man die Reglerkühlung auch am Rumpfboden abnehmen kann.
Einen Kühlkreislauf per Y-Stück aufteilen würde ich auf keinen Fall machen, das macht m.E. keinen Sinn. Dann besser Regler und Motor nacheinander in einem Kreislauf kühlen.
abrauner schrieb:
Ich, für meinen Teil, möchte keinen separaten Wasserkreislauf am Bootsrumpf einbauen. Wenn dieser auch versteckt werden kann, ist dieser nicht vorbildlich.
M.E. eine reine Geschmachssache: du siehst diesen zweiten Kreislauf i.d. R. garnicht. Motor, Regler, Akku ist ebenfalls nicht vorbildgetreu und eine Wasserführung über AB zum Regler zum Motor wirst du eher sehen als einen zusätzlichen "inneren" Kreislauf.
Ergo: es ist wie so oft - viele Lösungen führen zum Ziel, wichtig ist nur das grundlegende Verständnis der Zusammenhänge. Es gibt Leute, die kommen zu ganz unkonventionellen Lösungen, die man im Grunde niemals vorschlagen würde, die im konkreten Fall dann aber trotzdem funktionieren, weil die Leute genau wissen, was sie tun. Willie ist so ein "Fall": der macht so Sachen wie ungekühlte Flugregler und lange Kabel und winzige Helimotoren. Alles Dinge, von denen man eher abraten würde... aber er kennt die Zusammenhänge genau und es funktioniert bestens bei ihm.
MarkIV schrieb:
Kann man durch den Druck/Sog auf dem Unterschiff einen Wasserkreislauf in Gang bringen?
Ja, funktoniert bestens. Einlass schräg gegen die Fahrtrichtung, damit ein gewisser Staudruck entsteht, Position idealerweise möglichst weit hinten und links versetzt (Kurenrichtung links!). Auslass dann schräg nach hinten (Saugwirkung). Einige Wettbewerbsfahrer machen den Auslass auch einfach auf die Rumpfseite, damit sie beim Fahren sehen, ob dort Wasser rausspritzt. Als Schlauch kannst du z.B. normalen Silikonschlauch 5 außen /3 innen nehmen.