Jungs, wenn ich mal kurz Wegweiser spielen darf... ihr seid gerade voll auf dem Holzweg. Aber sowas von.
Die Aluplatte habe ich mir auf den Fotos angesehen. Da sind auch Aluwinkel an den Seiten des Transoms. Ich denke, die müssen dann auch rein.
Außerdem hat er eine Qunicy verbaut

Was die anderen Sachen angeht, habe ich versucht mich am Originalplan zu orientieren soweit möglich. Da sind dann solche Details wie die Aluplatte, die mit dem Transom verschraubt ist oder die On-deck-throttle auch drin.
Kuck doch mal auf den Original-Plan. Da gibt's keine "Blechlaschen"
aber ich würde es trotzdem erstmal so bauen, wie es im Original war.
... ES GIBT NICHT
DAS ORIGINAL!!
Sprich: ihr versucht gerade, die eine, einzige, allgemeingültige, verbindliche Version der originalen 1956er Foo-Ling rauszukriegen -
und dieses Boot hat es nie(!)mals gegeben!
Zum tieferen Verständnis mal ganz konkret rekapituliert: was war denn die Foo Ling eigentlich
wirklich? Nichts anderes als ein gedruckter Bauplan, der von dem einen der beiden existierenden Redakteure der "Boat Sport" zur Aufbesserung seines Gehalts im Eigenverlag herausgegeben wurde. Ein Mann, der Illustrator und Journalist war - also kein Bootskonstrukteur, sondern ein sehr gut informierter "Laie", der z.T auch selber gefahren ist. Gezeichnet in der "Redaktion" der Boat Sport, die aus einem einzigen Raum in einem Bürohochhaus in Minneapolis, dem Zentrum der damaligen Outboarder-Produktion bestand.
Was ist demnach die "originale" Foo Ling? Nichts anderes als
jeder beliebige Nachbau Dritter, der auf Basis dieser Pläne entstanden ist. Denn es gab keinen Originalhersteller wie bei den Sid Crafts, Switzercrafts, Neals, Jacobys, Speedliners, Raveaus, etc.pp. Und wo kamen die ganzen Ausrüstungsteile wie Griffe, Lenker, Gashebel, Motorschutzplatten etc. pp. her? Von x-verschiedenen Aftermarket-Herstellern, die es damals wie Sand am Meer gab.
Die Annahme, dass in eine "originale" Foo Ling z.B. zwingend eine ganz konkrete Motorschutzplatte, ein ganz konkretes Lenkrad oder eine Keller Einbauthrottle statt einer Quincy Anbauversion gehört, weil sie sonst nicht mehr original wäre, ist also
genauso zutreffend wie die Annahme, dass in eine originale Foo Ling auf jeden Fall ein originaler Dave Roosenberg (31 Jahre, Tischler) aus Austin/Texas gehört, an dessen rechter Hand zwei Finger fehlen. Oder die Annahme, dass ein originaler VW Brezel-Käfer auf jeden Fall hellblau ist und einen Fleck auf dem rechten Vordersitz hat. Und welche Bow Handle hat Harold Kelly in seinen Plan eingezeichnet? War das nicht die Bowhandle Part No. #244 von Champion? Und konnte man das Boot überhaupt noch tragen, wenn man damals für seinen Foo-Ling-Eigenbau einfach eine andere genommen hat?
Das einzige, was in den Plänen verbindlich ist, sind die Abmessungen und die Form - denn die bestimmen die Laufeigenschaften. Alles andere ist optional, selbst die Konstruktion. Es ist ein Vorschlag, den jeder Erbauer anders interpretiert. Die Ausrüstung ist sogar vollständig beliebig, da wird dann einfach exemplarisch
irgendwas eingezeichnet. Denn es ist sowas von Wumpe, ob der Pilot sein Boot mit Kainer und Quincy oder mit Vollrath und Keller um den Rundkurs zirkelt - beides funktioniert, beides wurde gebaut, und dazu noch 7890 andere Varianten. Und alle sind ganz genauso original.
Zu deutsch: die Suche nach der einen "originalen" Foo Ling ist a priori zum Scheitern verurteilt.
Wonach wir suchen sollten und was wir tun sollten, ist daher m.E. etwas anderes: eine Version bauen, die a) im grundsätzlichen Aufbau dem Kelly-Plan entspricht, b) gut aussieht und c) einem Fachmann plausibel erscheint. Mit "plausibel" meine ich: welche Version wird vermutlich - rein statistisch betrachtet! - am häufigsten / ehesten gebaut worden sein? Beispiel: ich halte
jede Wette dieser Welt, dass in den Foo-Ling Nachbauten der letzten 60 Jahre ganz
erheblich(!) mehr Anbau-Quincies als Einbau-Kellers verbaut wurden. Weil die Quincy sozusagen der Industrie-Standard bei Safety-Throttles war. Und dass die
allerwenigsten(!) Foo Lings einen Holzdeckel auf dem vorderen Cockpit hatten. Weil das damals aus Gewichts- und Praktikabilitätsgründen so gut wie nie gemacht wurde. Ist das dann original oder nicht?
Gleichzeitig wird mit hoher Wahrscheinlichkeit in keiner Foo Ling ein zweifarbiges Kainer eingebaut gewesen sein. Es sei denn, jemand hat es sich privat selber so umlackiert. Das war dann die große Ausnahme. Und es wird auch keiner ein Intarsiendeck gehabt haben. Oder einen 12V-Einbaukühlschrank. Und wenn doch - dann gab es eine "originale" Kühlschrank-Foo-Ling. Aber aus heutiger Sicht ist sie nicht plausibel.
Deshalb: trennen wir uns lieber ganz schnell und ganz vollständig von dem Begriff "original" und ersetzen ihn durch "plausibel". Sonst sehen wir den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr.