Klemens schrieb:
Wie hoch war denn ein "König FA", ein "Johnson KR 55" oder ein "Mercury KE-7"???
Ein König FA ist zu neu. DIeter König ist zwar schon Mitte der 50er zur Vorstellung seiner Motoren in die USA gekommen, sie etablierten sich aber erst in den 60er Jahren und NUR in den Racing-Klassen. Nicht bei den Stock Outboards, obwohl König auch Stock-Motoren baute.
Da steht ne ganz interessante Geschichte hinter: die amerikanischen Hersteller wurden offenbar leichenblass, als sie mitkriegten, wie blödsinnig stark die Königs waren. Da hielten nicht mal die "Mod"-Umbauten der Hubbel- und Quincy-Racingmotoren mit. Also wurde festgelegt, dass die Stock-Motoren amerikanischer Herkunft sein müssen. Damit waren die Königs außen vor. In den professionellen Racingklassen fuhren sie aber mit und machten den amerikanischen Motoren Angst.
Ich glaube, der gravierende Unterschied zwischen Racing- und Stock-Motoren ist bei uns noch nicht so richtig klar geworden. Ein König FA oder Johnson KR 55 gehört keinesfalls an einen Stock Racer (und noch viel weniger an einen Cottage Racer). Am Heck einer Atomite, Spitfire, Minimax oder Yellow Jacket wäre so ein Motor ein echtes Sakrileg. Das waren Hochleistungstriebwerke, die NUR in den professionellen Racingklassen und NUR an den entsprechenden Rümpfen gefahren wurden (Sid Craft, Swift, Speedliner, Van Pelt, Jacoby etc.). Die Fahrer mussten begnadete Mechaniker sein, die Motoren wurden handgetuned und nach jedem Rennen komplett zerlegt (neue Kolbenringe etc). Der Motor, den Marc an seinem Modell angedeutet hat, ist so ein Racing-Motor. An ein professionelles Vorkriegsboot passt das. Amerikanische Racingmotoren wurden nach dem Krieg nicht mehr gebaut (zu teuer, zu aufwändig).
Für ein Stock-AU passt ein Mercury KG4-H bestens, für ein Stock-BU passt ein KG7-H oder ein Martin 200SS oder ein Mark 20-H. Für einen Cottage Racer waren diese Motoren zu teuer. Da wurde eher für 10 Dollar beim Altwarenhändler ein gebrauchter kleiner SeaHorse o.ä. gekauft. Wer es sich leisten konnte, nahm für seinen Cottage Racer einen neuen KF3 Comet, KF5 Super5 oder KE4 Rocket. Mit einem Rocket waren bereits 28 mph erreichbar - bei Weitem genug für einen Cottage Racer. Mehr Speed konnten diese Rümpfe eh nicht umsetzen.
Die AU/BU-Stock-Motoren sind praktisch alle gleich groß. Besser gesagt gleich klein. Das erklärt sich daraus, dass die Transomhöhe ja durch die Bootskonstruktion festgelegt war. Die allerersten Quicksilvers Ende der 40er / Anfang der 50er Jahre waren 3 Inches kürzer als die Lower Units der Standardmotoren. Das stellte sich aber immernoch als zu lang heraus für die superflachen Racer-Transoms. Darum waren die Quicksiler-H-Units (
Hydro short) nochmal 2 inches kürzer.
Ein A-Klasse KG-4H oder B-Klasse KG-7H war damit insgesamt nur noch 36 inches hoch. Der KG-4H hatte eine Haubenlänge von 17,5". Der KG-7H hatte die identische Haube, war aber wegen des Griffs am Ende 19,5" lang.
EDIT: sehe gerade, dass in dem Link von Andreas (muskokaseaflea) tatsächlich ein KG-4H am Heck der Yellow Jacket hängt, kein normaler KG-4. Erkennbar an der anderen Kavitationsplatte. Das dürfte eher die Ausnahme für besser Betuchte gewesen sein. Diese Stock-Racing-Motoren hatten kein auskuppelbares Getriebe mit Leerlauf- und Rückwärtsgang, waren deshalb an "normalen" Family-Booten nicht einsetzbar. Normalerweise wurden für Cottage Racer normale Fishing-Motoren eingesetzt, die eh schon vorhanden waren und auch anderweitig genutzt werden konnten.