Die Tail Fins (Heckflossen)
Nun folgt eins der Highlights der Atomite: die Tail Fins sind ein typisches 50er-Jahre-Modeattribut. Keine Funktion, aber gute Show! Dieser Schritt erfordert etwas Aufmerksamkeit, auch wenn er nicht wirklich schwierig ist.
Dean blättert den Atomite-Baubericht im Boat Builder's Handbook durch. Dort steht geschrieben, dass man die tail fins auch weglassen könne, ohne dass dadurch die Laufeigenschaften in irgend einer Weise beeinträchtigt würden. Sie unterstützen lediglich optisch die elegante Linie der Atomite. Er zieht skeptisch eine Augenbraue hoch: die Atomite ohne tail fins? Was für ein Unsinn - das ist wie New York ohne Statue of Liberty... das geht gar nicht! Also los.
Zuerst werden die beiden vorgefrästen Dreiecke angepasst. Das kleinere kommt auf die Außenseite und wird bündig mit den Sheers und der Außenkante des Transoms verleimt. Das zweite Dreieck wird bündig zur Innenkante des Decksstringers ausgerichtet und dann exakt senkrecht am Heckspiegel verleimt und verklammert. Dabei entsteht eine mehr oder weniger große Lücke zwischen der Spitze des Dreiecks und dem Ende des Deckstringers:
Dean stutzt: ist der Winkel des Dreiecks falsch? Nein - die Lösung ist ganz einfach: der Stringer versucht sich gerade zu ziehen, wodurch das Deck momentan noch nicht die geometrisch exakte Bogenform aufweist. Die wird aber mit dem nächsten Schritt erzielt.
Nachdem die erste Verleimung mit dem Heckspiegel vollständig(!) durchgetrocket ist, wird nun das Dreieck (exakt rechtwinklig zum Heckspant!) mit dem Decksstringer verleimt. Um dabei Zugkräfte auf die Klebenaht am Heckspiegel zu vermeiden, verkeilt Dean während der Trocknungsphase den Stringer mit einer provisorischen "Unterlage": ein zufällig herumliegender Hobel passt genau.
Nun könnnen die beiden überstehenden Enden der Sheers und der Deckstringer schon einmal grob der Dreiecksform angepasst werden. Hier darf nicht zu viel weggeschnitten werden - die Feinanpassung erfolgt später mit dem Schleifklotz.
Damit die tail fins 100%ig dicht werden (denn sie werden später bei stehendem Boot zum Teil im Wasser liegen), braucht Dean nun noch Auflageleisten für die Beplankung. Die verwendeten 6x3-Leisten werden vor dem Einbau an der Oberkante schräg geschliffen, um der Kontur der Dreiecke zu folgen. (Würde man das erst nach dem Einbau machen, riskiert man eine Beschädigung des Heckspiegels durch Schleiffurchen).
Diese Leisten verlaufen exakt horizontal. Ein Lineal, dass quer über die 4 Dreiecke an den Heckspiegel gelegt wird, dient als Höhenanschlag zur Ausrichtung der Leisten.
Nun folgt als letztes Teil der Grundkonstruktion noch der hintere Abschluß der tail fins. Die gefrästen Formteile werden erst einmal provisorisch fixiert. Die Hinterkante hat 77mm Abstand vom Heckpiegel. Nun kann die benötigte Länge des mittleren Decksstringers angezeichnet werden. Dann wird das Formteil noch einmal abgenommen und der Decksstringer wird gekürzt. Da dieser Stringer nicht genau senkrecht steht, muss evtl. die Aufnahmenut im Formteil noch ein wenig schräg nachgefeilt werden, damit der Stringer "saugend" passt:
Da die Oberseiten der tail fins gewölbt sind, das Formteil jedoch flach ist, kann sich keine 100%ige Oberkantenbündigkeit an den beiden Formteilenden ergeben. Das spielt jedoch keine Rolle: dieses Teil wird nach Abnehmen des Boots von der Helling noch auf der Oberseite verschliffen. Außerdem dient es lediglich als Beplankungsaufnahme bzw. Versteifung, es hat also keine formgebende Funktion.
Die tail fins sind trotz ihrer Filigranität bereits jetzt erstaunlich stabil. Sie können nur noch minimal seitlich bewegt werden. Aber auch das verschwindet vollständig durch die spätere Beplankung. Als letzten Schritt schnappt sich Dean (der heute - ist es jemandem aufgefallen? - vor lauter Arbeitseifer noch nicht ein einziges Budweiser geköpft hat!) den Schleifklotz und bearbeitet die tail fins sehr vorsichtig. Immer wieder kontrolliert er dabei mit einer dünnen Sperrholzplatte, wo er noch ein wenig schleifen muss, bis die Platte ringsum satt aufliegt. Auf diese Art erzielt er allmählich die endgültige Form der Unterkonstruktion:
Nun werden die Unterseiten der Tail Fins mit 1,0mm Birkensperrholz beplankt. Dean schrägt die Stirnkante der Beplankung (dort, wo sie gegen den Heckspiegel stösst) etwas schräg an, damit alles spaltfrei bleibt. Dann verleimt er sie mit der Heckflossen. Dort, wo er nicht klammern kann (am Heckspiegel), wird die Beplankung mit einer Leiste auf die Unterkontruktion gepresst:
Als nächstes müssen die Innen- und Außenseiten dieser Beplankung verschliffen werden. Um beim Schleifen der Innenkanten den Heckspiegel nicht zu beschädigen, klebt Dean dort zum Schutz einfach ein Stück Klebeband auf. Zwischendurch klammert er zur Kontrolle immer wieder ein Stück Beplankung auf die Rumpfseite auf. Daran sieht er, ob sich der Außenkanten-Verlauf der tail fins später schön glatt und spaltfrei an die Rumpfbeplankung anschliessen wird.
Nun folgt noch die untere Abschlussleiste des Transoms. Vor dem endgültigen verleimen wird sie erst noch angepasst und gebeizt.
In dieser Rückansicht erkennt man bereits die leichte Verwindung der tail fins: die Unterseite ist völlig parallel zur Wasserlinie, die Hinterkante ist leicht angewinkelt, die Oberseite folgt der Deckswölbung. Diese minimale Drehung verleiht dem Boot zusätzlich optische Dynamik.
Die tail fins werden nun auf den senkrechten Innenseiten mit 0.6er Sperrholz beplankt und danach die Kanten sorgfältig verschliffen. Sehr vorsichtig, denn die einzelnen Sperrholzlagen sind nur 0,2-0,3mm dick. Da ist man schnell durch - und Dean will ein Echtholzfinish, also muss die Oberfläche völlig unbeschädigt bleiben.
(Anm.: wer die Tail Fins lackieren möchte, darf hier munter drauf los schleifen und braucht sich keine Durchschleif-Sorgen zu machen).
Endlich ist er fertig. Kein Spalt, keine Beschädigung der Oberfläche, kein Überstand... so mag er das. Am Heck fehlen nur noch die geschwungenen Abstützungen der überstehenden Lauffläche, um Dean's Heckflossen-Glück komplett zu machen. Aber die leimt er erst einmal noch nicht an. Das kommt später, wenn die Lauffläche eingeleimt ist... dann lassen sich diese Abstützungen besser einpassen. Aber einen ersten Blick auf die spätere Optik erlaubt er sich schon mal: