... oder manchmal auch umgekehrt. Das habe ich erfahren, als ich mir so ne schöne, alte, vintagige Mercury-Neonwanduhr zulegen wollte. Oder Johnson. Oder sonstwas outboardiges. Für mein Lesestübchen. Die Dinger laufen manchmal auf USA-ebay. Also die Uhren, nicht die Lesestübchen. Nicht oft, aber mit Geduld findet man mal eine. Also suchen.

Und damit nahm das Problem seinen Lauf. Denn dass "Zeit" wirklich "Geld" ist, kann man in diesem speziellen Fall sehr wörtlich nehmen. Schmerzhaft wörtlich. Diese hier zum Beispiel...

... war mit gerade mal lächerlichen 395 US-Dollar (sic!) die billigste, die ich bisher gefunden habe. Und dafür noch nicht mal wirklich schön. Schöne gab's allerdings auch. Die kosteten dann bis zu 2000 (in Worten: zweitausend!) Dollar. Und das war dann wirklich nicht mehr schön. Oder zu schön für mich. Egal.

Jedenfalls: mein Wintitsch-Wanduhr-Tick (-Tack) war aus monitärem Anlass arg runtergebremst. Und meine Hobbykasse zu leer. Und die letzten 5 Wochen habe ich gefühlte 23.000 Stunden vor dem PC mit HTML und CSS und PHP und Pipapo verbracht, da ist jetzt dringend ein Ausgleich nötig. Und das Wetter ist shice. Darum will ich was basteln. Jetzt sofort. Zum Beispiel ne Wintitsch-Wanduhr, aber zum schmalen Budget. Hauptsache, dass die Finger mal wieder was zu tun kriegen, was nicht mit PC-Tastaturen, PC-Mäusen oder anderem elektronischen Ungeziefer zu tun hat.

Da lief mir doch gestern so zirka 500 Meter halblinks hinterm lokalen LIDL ne kleine semi-nostalgische Uhr vor den Einkaufswagen. Schön geht zwar anders, aber das Ding hatte auf den zweiten Blick doch so einige Vorzüge.

Erstmal: es ist bezahlbar.

Dann: es hat so ein richtiges Tick-Tack-Uhrwerk, mit klickendem Sekundenzeiger, so wie das sein muss.

Dann: es lässt sich komplett zerlegen. Kom - Plett. Da ist nix geklebt oder verschweisst. Alles gesteckt und geklammert:

So. Jetzt hab ich 20 Euro weniger. Und dafür ein wohlgeformt gedrücktes Stahlblechgehäuse (bereits Fifties-kompatibel in schönstem babyblau lackiert), ein funktionsfähiges Tick-Tack-Uhrwerk mit Geräusch, einen schicken Chromring und zu guter Letzt auch noch eine passende Echtglasscheibe. Sogar ne schön linsenförmig gewölbte. Da ist der Kaufpreis doch schon wieder dicke drin. Daraus muss sich doch irgendwas machen lassen.

Ok, erstmal komplett zerlegen. Der Plastikeinsatz kann weg. Davon brauche ich nur den äusseren Ring, der gleichzeitig die Halterung für Glasscheibe und Chromring darstellt. Also hat Frau Hegner erstmal den überflüssigen Müll weggesägt:

... und weil sie gerade dabei war, hat sie direkt noch ein Stück Plexi passend ausgerundet. Das lag hier zum Glück noch rum. Praktisch, wenn man jeden Mist aufhebt. Spätestens nach 500 Jahren zahlt sich das aus, dann braucht man das plötzlich wieder:

Da muss ja noch Licht rein in die alte Blechdose. Darum Plexi hinterm Ziffernblatt. Keine Ahnung, ob's funktioniert. Ein guter Meter LED-Band liegt hier auch noch nutzlos rum. Sehr praktisch.

Der Restmüll-Recycling-Ring bekam nach meditativem Verschleifen mit 320er Naß eine erfrischende Dusche aus Felgenspray silber. Das stand hier auch noch im Lackschrank. Dabei hab ich noch nie Felgen gespritzt. Weiss der Henker, warum ich die Dose habe.

So, dann ging's doch noch mal an den PC. Notgedrungen. Das Kiekhaefer-Logo von 1952 hab ich vorsichtshalber schon mal vor Jahren digitalisiert, das passte mir heute gut in den Kram. Bisschen Ziffernblatt ringsrum, bisschen Farbe rein, bisschen hin und herschieben. Dann mal fix testweise ausdrucken und ab zur Anprobe:

Ja, ich glaube, das geht so ganz langsam in die richtige Richtung. Jedenfalls für meinen schlechten Geschmack.

Dann hab ich gleich noch ein paar Varianten des Ziffernblatts-in-spe ausgedruckt. Um zu simulieren, wie das Ganze wohl "in hinterleuchtet" aussehen könnte. Ob das funktioniert. Ob die Farbsättigung passt. Ob ich das überhaupt haben will.

Ich glaube ich muss mal wieder Fenster putzen. Ist mir noch gar nicht aufgefallen.
Jedenfalls: jetzt geht das Layout erstmal zum Drucker. Der darf mir das schön auf halbtransparente Klebefolie ausdrucken. Und dann geht's weiter. So ungefähr in 2 Wochen.

Ach ja, kleiner Epilog: ebenfalls halblinks hinterm Lidl ist mir noch was anderes vor die Linse gesprungen. Noch teurer als ne originale Kiekhaefer-Neonuhr. Und noch schöner. Aber dafür genauso alt:

Und jetzt weiss ich auch endlich, welches Auto ich haben will!
(Hoffentlich läuft das nicht auch wieder auf ne selbstgebaute Billigversion raus... )

Ist ja witzig... genau die erste Uhr hatte ich schon mehrfach bei eBay unter Beobachtung.

Wird bestimmt super was Du da baust.

martimcfly schrieb:
Wir haben das gleiche Krankheitsbild. Man leidet sich schmachtend durch die Vintage-Szene.
Und, hast du dann - nach dem letzten erfolgreichen Gebot - auch lieber in Baldrian investiert?

Zum Glück hat bisher immer die Vernunft gesiegt.

Diese Idee verfolgt mich, seit ich eure Startuhr das erste Mal gesehen habe. Nach deinem Bericht fühle ich den unbändigen Drang, meine Werkstatt bis Jahresende mit dem einen oder andern Imitat von unerschwinglichen Werbeprodukten aufzuhübschen. Erste Priorität hat dabei eine Mercury-Uhr, dann vielleicht eine Quincy Visu-Matic in Übergrösse (als Laubsäge-Übung), usw. usw.

Bei Selva www.selva.de/default.php?cPath=UhrWerk bekommt Du unzählige Zeigerarten und Uhrwerke , habe da schon mehrfach Uhrenteile gekauft, man bekommt praktisch vom Zeiger bis zum Bau einer Standuhr alles. also liegt es nahe sich für die Werkstatt oder whatever eine selbst zu bauen . sieht gut aus Dein Zifferblatt

That Corvette...

Ideen zum Thema und für Geschenke: www.cafepress.co.uk/+outboard+clocks

Für alle, die etwas damit anfangen können: