Welches Körnung nehmt ihr beim Schleifpapapier? Oder wird mit ner Feile gearbeitet?
Feile. Am Anfang kannst du sogar ne richtig große, dicke, heftige nehmen, Bronze ist ziemlich hart. Danach Schlüsselfeilen. Wenn du weiter perfektionieren willst, kannst du zum Schluss Naßschliff von 400 bis xxxx machen und noch zusätzlich mit Schwabbelscheibe und Schleifpaste auf Hochlanz polieren. Das ist aber eher was für's Ego bzw. für die Optik als echter Nutzen. Zumal die Props nach ein paarmal fahren eh keinen Hochglanz mehr haben.
Welche Seite wir geschliffen, die zum Boot zeigt oder die vom Boot weg zeigt?
IMMER nur die Seite, die nach außen gewölbt ist. Also die, die bei montiertem Propeller Richtung Bug zeigt. NIE die andere Seite! Die kannst du zwar bedenkenlos polieren, aber dort nie Material abtragen.
Was ist 'vorne' bei einem Propeller?
Tja. Das ist ne super Frage. Da gehen die Definitionen ähnlich auseinander wie bei Linkslauf / Rechtslauf. Die Amis haben da keine Probleme: die nennen die nach innen gewölbte Seite "blade face". Also die, die bei montiertem Prop nach HINTEN weist. Also die, die wir NICHT materialabtragend bearbeiten.
Anm.: im deutschen Sprachgebrauch wird diese Seite meist als "Vorderseite des Props" bezeichnet, obwohl sie am Boot nach hinten weist.
Nehmt ihr zum Wuchten Material von der Fläche ab oder direkt an den Kanten?
Sowohl als auch. Im Grunde genommen werden bei kompletter Prop-Bearbeitung nicht nur die Kanten geschärft, sondern die gesamten Blätter dünner geschliffen. Der Hintergrund: beim Bronzegiessen hast du eine Mindestdicke, damit das Material bis in die Blattspitzen fliessen kann. Würdest du die Props von Anfang an so schön dünn giessen, wie wir es am liebsten hätten, dann wären die dünnen Vorderkanten der Blätter ausgefranst und unregelmässig. Darum werden die Blätter zwangsläufig dicker gegossen - und wir feilen uns die Teile dann wieder dünner.
Wie scharf wird angeschliffen? Messerscharf oder eher rund?
"Rund" auf keinen Fall. Die Vorderkanten (Eintrittskanten) sollten schon schön spitz zulaufen. Und die Abrißkanten kannst du "rechtwinklig" schleifen, also zum Schluß mit ner Diamantfeile o.ä. parallel zur Nabe über die Kante drüber. Je schärfer diese Abrißkante ist, desto widerstandärmer reißt dort das Wasser ab. Wie scharf die Eintrittskante sein sollte, das ist ein bisschen Geschmackssache.
a) extrem scharf geschliffen:
Beispiel: die Vorderkante des gewuchteten Props schneidet problemlos weiche, reife Tomaten. Die Effizienz des Props steigt, je schärfer du schleifst, das merkst du auch SEHR(!!!) deutlich an der Stromaufnahme. Nachteile: a) du hast eine hohe Bearbeitungszeit, bis er so dünn und scharf ist, b) die Blattspitzen sind dann recht empfindlich. Fährst du über einen Ast, hast du mit recht hoher Wahrscheinlichkeit direkt ne Macke im Blatt.
b) "semi"-scharf:
Beispiel: gewuchteter Prop schneidet auf einer Schneidematte normales Druckerpapier NICHT durch. Bei diesem Prop wirst du in der maximalen Endgeschwindigkeit keinen großen Unterschied zum extrem scharf geschliffenen Prop merken. Aber die Belastung des Motors und die Stromaufnahme steigen umso deutlicher an. Ich habe es geschafft, mit einem "semi-geschliffenen" Prop einen Motor heiß zu fahren, der sonst immer nur bestenfalls handwarm lief (Anm.: da könnte allerdings evtl. auch ein schlecht laufendes AB-Endlager mit dran beteiligt gewesen sein). Vorteil: der Prop ist nicht so empfindlich, bei Prop-Verlust ist die verloren gegangene Bearbeitungszeit nicht so tragisch.
Aufgrund der genannten Vorteile schleife ich Props möglichst "so scharf es geht"... falls ich nicht vorher die Lust verliere. Eine Lebensaufgabe mach ich mir da nicht draus.