Das entspricht alles meiner Meinung, Uwe, sehe ich genauso wie du. Ich meinte damit auch nicht: "Staufenbiel ist zu teuer". Beileibe nicht. Wie der Preis in DE zustande kommt, ist mir völlig klar. Das er (zumindest in dieser speziellen Produktgattung) mehr als gerechtfertigt ist, ist mir ebenfalls völlig klar. Sogar bei einfach nur umgelabelten Produkten.
Was ich meine, ist etwas anderes: die Industrie hat jahrelang heftigen politischen Druck, Agitation und Lobbyismus betrieben, um "ihre" Globalisierung durchzudrücken. Und als die endlich durch war, als der so genannte "freie Markt" die Pforten öffnete, hat die Industrie davon jahrzehntelang richtig
satt profitiert. Dem privaten Endverbraucher brachte das erstmal garnix, im Gegenteil. Die Gewinne stiegen, die Lebenshaltungskosten stiegen, die Löhne... stiegen nicht. Insbesondere in DE nicht. Seit dem Internet und seinen Webshops hat sich das Blatt jedoch in einer Hinsicht gewendet: nun kann plötzlich auch der Endverbraucher ein bisschen von der Globalisierung profitieren, die bislang nur der Herstellerindustrie offen stand. Plötzlich kann jeder dort kaufen, wo es am billigsten ist. Vor gut 15 Jahren war das noch völlig undenkbar. Seit gut 10 Jahren wird es immer normaler. Und seitdem geht das Geschrei los: "Wie, der Endverbraucher macht jetzt auch das, was wir Industriellen schon lange machen? So war das doch gar nicht geplant - wir, die Hersteller wollten den globalen Markt für uns, der Kunde soll aber gefälligst schön weiter lokal kaufen, verfluchte Hacke noch eins!"
Tja, Pustekuchen. Der unartige Endverbraucher entdeckt plötzlich auch seine neuen Möglichkeiten. Und was passiert? Der Binnenmarkt ist bereits weg gebrochen. Was sicher auch noch ganz andere Gründe hat, auf die ich jetzt mal lieber gar nicht weiter eingehen will. Das war ganz sicher nicht so geplant. Vor 10 Jahren habe ich meine Motoren bei Plettenberg und meine Regler bei Schulze gekauft. Die waren richtig gut. Heute kaufe ich sie für 1/4 - 1/20 des Preises in Hongkong - und Schulze ist pleite. Schade um die Firma (das meine ich völlig Ernst). Aber was wir hier erleben, ist nicht etwa - wie es gerne aus Kreisen der ehemaligen Initiatoren und Profiteure dargestellt wird - "Schuld des (nicht mehr lokal kaufenden) Endverbrauchers", sondern etwas ganz Einfaches. Im Grunde etwas höchst demokratisches: der Endverbraucher nutzt für sich die gleichen globalen Möglichkeiten, die bisher nur den Herstellern zur Verfügung standen. Ein winziges bisschen "gleiches Recht für alle". Wie doof ist das denn?
Der Dymond-Regler ist dafür übrigens ein ganz hervorragendes Beispiel: billig in China gefertigt, Produktionskosten WEIT unter denen eines Schulze-Reglers (eben nicht "Made in Germany"), billig importiert, ergo eine (potenziell!) erheblich grössere Marge für den Handel als beim Verkauf rein deutscher Produkte. Der Preisvorteil wurde aber nur zum Teil weiter gegeben. Und das Spiel hat ja auch jahrelang bestens funktioniert. Bis wir anfingen, ebenfalls dort zu kaufen, wo vorher nur die Importeure kauften. Da ging das Ding nach hinten los.
Zugegeben: das ist ein verdammt zweischneidiges Schwert. Und bringt - ganz emotionslos betrachtet - eine Menge echter Nachteile mit sich. Aber es ist nicht "Schuld des Verbrauchers", sondern zwangsläufige Folge einer politisch gewünschten und initiierten Globalisierung, die mittlerweile halt nicht mehr nur als Einbahnstrasse funktioniert. Ich befürchte nur: die werden wir so schnell nicht wieder los. Ich wäre übrigens als Allererster dafür, sie ganz fix wieder abzuschaffen - aber eben nicht nur für die Endverbraucher.