Mal andersrum: der GTX ist auch aus Kunststoff. Die wirklich gute REK ebenfalls. Allein die Tatsache, dass der Antrieb aus Kunststoff hergestellt ist, ist für mich noch lange kein Knock-Out-Kriterium. Nein, mich wundert an dem Ding was ganz anderes.... (oder auch nicht).
Frage 1: Was ist die Spitfire? Ein Cottage Racer, als Bauplan für den Hobby-Bootsbauer erschienen in der Science + Mechanics April 1956. Dass dieses Boot nie in einem sanktionierten APBA- oder NOA-Rennen gelaufen ist, ist klar. Das war ein Boot für den Hobby-Fahrer. Dass an so einem Boot nie ein Rennmotor gehangen hat, ist sehr (sehr!) wahrscheinlich. Weil bereits ein "normaler" Stock-Rennmotor teuer war. Wer sich den leisten konnte, konnte sich auch ein richtiges Rennboot, einen "competitive racer" leisten. Die reinrassigen Alkies der Racing-Outboard-Klassen waren nochmal erheblich teurer. Gut, mag sein, dass sich vielleicht mal der ein oder andere kleine Stock Racing Motor wie KE-4 oder gar KG-7H ans Heck einer originalen Spitfire verirrt hat. Mag sein. Wesentlich wahrscheinlicher ist jedoch, dass dort die fishing engines eingesetzt wurden, von denen es zur damamligen Zeit 4 Millionen Stück in den USA gab.
Frage 2: und was soll der Aeronaut-Außenborder darstellen? Eine (wenn auch recht lieblose) Replica eines reinrassigen Racing-Outboard-Motors aus den 30er Jahren! Ein Alky, ein reiner Profimotor aus den Racing-Klassen! Ok, die Tanks liefen bei den Originalen immer halbkreisförmig ums Kurbelgehäuse und waren keine rechteckigen Kästen. Und der Rest stimmt auch nicht... aber sei's drum - egal. Seien wir nicht kleinlich. Jeder Depp erkennt auf den ersten Blick, dass das ein Johnson-Alky aus den 30ern sein soll.
Jetzt frage ich mich nur: wie zum Teufel soll beim Original eins dieser in Miniauflage (meist kaum 100 produzierte Einheiten!) von Hand hergestellten, polierten, frisierten, sauteuren Hochleistungstriebwerke aus den 30ern an das Heck eines Cottage Racers aus den 50ern gelangt sein? Wieso sollte damals ein Rennfahrer aus den Profiklassen sein Edeltriebwerk an das Heck eines Cottage Racers aus der "Science+Mechanics" gehängt haben? Aus Masochismus? Und wie kommt ein Modell-Hersteller auf diese völlig schräge Idee? Das ist so, als würde z.B. Tamiya das Modell eines 52er Brezelkäfers auf den Markt bringen und dann zur Motorisierung - als zeitgenössisch passenden, historisch korrekten Antrieb - eine elektronisch gesteuerte Gasturbine mit Nachbrenner ausliefern.
Eine Foo Ling mit einem ELTO 460 am Heck ist für denjenigen, der auch nur das geringste Interesse an diesen Booten hat, bereits ein No-Go. Aber eine Spitfire mit einem Racing-Outboard-Motor ... das ist schlichtweg peinlich!
Ergo: Aeronaut belegt mit der Wahl dieses ABs einmal mehr, dass ihnen das Thema "Vintage Racing" und die dazugehörigen originalen Vorbilder nicht nur drissegal sind, sondern dass dort noch nicht einmal die grundlegenden Basisinformationen über diese Boote existieren. Mein Tipp an die Eggenweiler-Crew: quält euch nicht länger mit rudimentärem Fachwissen und historischen Vorbildern rum... baut einfach weiter Phantasieböötchen.