Vor einigen Monaten wurde ich von Sebastian Vees (Produktmanager bei Graupner) gebeten, eine "Wunschliste" einzureichen, welche GTX-Modifikationen wir uns für die 152VO-Klasse wünschen würden. Nachdem ich noch vor gut einem Jahr mit meinen Verbesserungsvorschlägen beim Graupner-Vertriebschef auf völlig taube Ohren gestossen bin, war ich hocherfreut, dass wir nun durch Sebastian die Möglichkeit haben, Produktänderungen mitzugestalten. Die Liste war ein recht langes "Komplettpaket": angefangen von schräg stehendem Motor (= geringerem Flexwinkel) über neue Kupplungen und Lager bis hin zu teflongelagerten Wellen, vernünftigen Druckscheiben, gelagerter Lenkachse, vernünftigen Motoren, etc. pp.
Letzte Woche erhielt ich die ersten beiden Vorserienmuster zur Begutachtung (sie werden bereits mit der nächsten Lieferung in den Modellbaugeschäften zu finden sein). Ich war äusserst neugierig, welche Vorschläge umgesetzt wurden - und an dieser Begutachtung will ich euch hier und jetzt teilhaben lassen. Also wurden die ABs gleich mal in alle Einzelteile zerlegt.
1. Aufbau
Am grundsätzlichen Aufbau hat sich auf den ersten Blick kaum etwas geändert, das Konzept wurde beibehalten. Vorab zwei Bilder der zerlegten Antriebe:
a) der GTX-650:
b) der GTX-500:
2. Motor:
Auf den ersten Blick sind die neuen GTXe äusserlich nicht von den alten zu unterscheiden: identisches Gehäuse, identisches Material (fasergefüllter Kunststoff). Das ändert sich schlagartig, sobald man die (unveränderte) Haube abnimmt: die alten Mabuchi SPEED-Bürsten sind eliminiert, die neuen GTXe werden ab sofort von den Graupner HPD-Hochleistungs-BLs befeuert.
a) Im
GTX-650 ist ein wahrer Bolide verbaut: der neue HPD 2948-3760 7,4V:
Die Typenbezeichnung verrät: es ist ein 3760-kV-BL mit 29mm Gehäusedurchmesser und 48mm Rotorlänge. Die Gehäuselänge beträgt 63mm (nicht 58mm, wie bei Graupner angegeben!) - damit passt er gerade noch unter die GTX-650-Haube.
Der Motor ist ein 4-Poler mit einem Betriebsspannungsbereich von 7.4 bis 24V. Seine Leistung ist herstellerseitig mit satten 2000 Watt angegeben, seine Strombelastbarkeit mit 105 Ampere. Also ein echtes Kraftwerk - oder eine typisch chinesische Blenderangabe? Bei 24V / 105A hat der Motor eine Eingangsleistung von über 2,5 kW. Wenn wir positiv unterstellen, dass er bis an die Grenze seiner Belastbarkeit einen hohen Wirkungsgrad von über 80% beibehält, erscheinen die 2kW Ausgangsleistung durchaus realisierbar. Und das bei nur 177 Gramm - nicht schlecht, Herr Specht.
Wir sollten uns allerdings hüten(!!!), diesen Motor im GTX-650 an mehr als 2S / 7,4 V zu betreiben, da die dünne Flexwelle (auch weiterhin 2.5mm) und die hohe spezifische Drehzahl (3.760 kV) sonst schnell eine finale Kernschmelze produzieren würden. An 2S wird dieser BL also - realistisch betrachtet - max. gute 600 Watt Abgabeleistung produzieren. Das ist mehr als genug für unsere VO-Racer. Der Motor kostet im Einzelkauf 121,80 €.
b) Im
GTX-500 ist der kleine Bruder tätig: der neue HPD 2928-3190 7,4V:
Da möchte man gleich erst mal schreien: hurra, endlich ist dieser dicke, lahme, schwere SPEED 500 eliminiert! Der "Neue" ist ebenfalls ein 4-poliger 29mm-Motor mit 28mm Rotorlänge und 3190kV spezifischer Drehzahl. Gehäuselänge 43mm (nicht 38mm, wie bei Graupner angegeben!). Der Betriebsspannungsbereich beträgt 7,4 bis 27 V bei maximal zulässigen 45A Stromaufnahme. An 2S können wir also mit rund 270 Watt Abgabeleistung rechnen. Allemal genug für die kleinen VO-Flundern wie Minimax und Yellow Jacket. Der Motor kostet im Einzelkauf 79,50 €.
Allerdings haben wir bei diesem BL-Motor ein kleines Problem mit dem Yardstick: die spezifische Drehzahl ist für uns relativ ungünstig gewählt. An 2S dreht der Motor im Leerlauf 23.600 rpm. Um den Yardstick auszuschöpfen, müsste also ein 41mm-K-Prop montiert werden - auf den GTX-500 passt aber maximal ein 33er, evtl. noch ein abgeschliffener 34,5er. Bei 3S kommen wir dagegen schon auf 35.400 rpm Leerlauf. Da würden wir also bereits ab 27.6mm Propdurchmesser den zulässigen Yardstick überschreiten... und so winzige Props sind auch für kleine VOs nicht empfehlenswert. Diese Motorisierung passt also nicht in unser Raster - schade, da es gerade bei den ganz kleinen ABs wenig Alternativen auf dem Markt gibt.
(Anm.: auf Rückfrage teilte Sebastian mit, dass der GTX-500 und 650 "leer" geliefert wird. Die beiden Motoren stellen lediglich eine Empfehlung dar. Das halte ich für die richtige Strategie - so kann jeder den Motor seiner Wahl verbauen, je nach Lust und Geldbeutel. Der etwas anders gewickelte 2928-3750 käme z.B. an 2S mit einem 33er 3-Blatt K-Prop deutlich näher an den zulässigen Yardstick.)