Racing-Outboard-Motoren

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Evinrude 460 RacerDie "Alkies" oder "Racing Outboards" sind hochgezüchtete Motoren, die ausschliesslich für Rennzwecke entwickelt und gebaut werden. Die Herstellung ist recht aufwändig: bereits im Werk werden die Einzelteile dieser Spezialaggregate stundenlang von Hand poliert, um engste Toleranzen und höchste Leistungen zu erzielen. Evinrude und Johnson sind lange die klaren Marktführer dieser speziellen Motorengattung.

Für den Allround-Einsatz in normalen Booten sind Racing Outboards nicht geeignet. Der fehlende Leerlauf- und Rückwärtsgang macht sie unpraktisch für den Alltagsgebrauch, gleichzeitig sind die hohen Drehzahlen für normale Bootsrümpfe uneffizient. Alkies haben keine Motorhauben und lassen sich mit wenigen Standardwerkzeugen komplett zerlegen und wieder zusammenbauen.

Die Racing Outboards werden bei der » APBA in den "Outboard Racing Classes (Alcohol Burners)" gefahren, bei der » NOA in den Klassen der "Division I".

Besondere Kraftstoffe aus der Giftküche

Die Bezeichnung "Alky" verweist auf den speziellen Kraftstoff dieser Motoren: während andere Outboarder mit einer typischen 2-Takt-Mischung (Benzin und Motoröl) betrieben werden, dürfen die Racing Outboards jede Art von Sprit verbrennen - egal ob handelsübliche Rennmixturen oder selbst gemixte Geheimrezepte.

Die verwendeten Rezepturen gleichen einer wahren Hexenküche hochentzündlicher Zutaten. Die Hauptkomponente dieser speziellen "racing fuel mixtures" ist reiner Methanol-Alkohol, dem weitere leistungssteigernde Additive untergemischt werden. Neben Benzol, Aceton und Nitromethan können die Fahrer jeden beliebigen Inhaltsstoff nach freier Wahl verwenden.

Auch bei den Schmierölen gibt es keinerlei Beschränkungen. Hier wird hauptsächlich das bewährte "Castor Oil" verwendet. Wie wichtig das Thema "Kraftstoff" für den Alky-Fahrer ist, wird an zwei Beispielen deutlich. Zum einen ist der Markt für fertig gemischte Hochleistungskraftstoffe so groß, dass etliche Hersteller dieser "Wundermittel" parallel existieren können. Zum zweiten wird das Selbermischen in vielen Artikeln der 50er-Jahre-Rennzeitschriften immer wieder thematisiert.

 

Tuning-Modifikationen? Aber klar!

Obwohl die Alkies schon ab Werk als reine Rennmotoren produziert werden, sind den Fahrern laut Klassenregeln (» APBA- und » NOA-Regeln für Racing Outboards) nahezu beliebige leistungssteigernde Modifikationen gestattet. Lediglich der zulässige Hubraum der Rennklasse darf nicht überstiegen werden. Der typische Racing-Outboard-Fahrer muss also nicht nur ein guter Rennpilot sein, sondern gleichzeitig auch ein versierter Mechaniker. Er verfügt über einen großen Erfahrungsschatz vieler kleiner Tuning-Tricks, er poliert die Ansaugkanäle des Motors, verringert den Wasserwiderstand der » Lower Unit, überarbeitet Kolben, Zylinder, Lager und Kurbelgehäuse und modifiziert zum Schluß noch die Auspuffanlage. Dadurch wird jeder Alky-Motor zu einem ganz individuellen Einzelstück.

Diese Leistungssteigerung hat allerdings auch ihren Preis: der Racingpilot muss mehrere hundert Dollar (teilweise auch tausend Dollar und mehr) für all diese zusätzlichen Modifikationen und Tuningteile investieren. So erklärt sich auch, warum ein gut eingefahrener, gebrauchter Alky deutlich höhere Wiederverkaufspreise erzielt, als ein (ohnehin schon sehr kostspieliger) fabrikneuer Racing-Motor. Daher bleiben Alky-Rennen allein schon aus Kostengründen den Profis vorbehalten. Im Gegensatz dazu verliert ein gebrauchter Stock-Motor an Wert: ein neuer Stock-Motor ist immer teurer als der beste gebrauchte.

 

1942 bis 1949: Die große Krise der Racing-Outboards

Während der 30er Jahre haben alle großen Motorenhersteller (Evinrude, Johnson, Elto, etc.) spezielle Racing-Outboards in ihrem Programm. Zu Beginn des 2. Weltkriegs wird die Produktion dieser aufwändig gebauten, in stundenlanger Handarbeit gefinishten Motoren eingestellt, weil ein breiter und gewinnträchtiger Markt für billig produzierbare Alltags-Motoren ("service engines") existiert. Bis 1942 sind auch die letzten Ersatzteile für Alky-Motoren verkauft.

Als 1946 die ersten Rennen nach dem Krieg stattfinden, stehen die Alky-Fahrer vor einem ernsthaften Problem: es gibt weder neue Racing-Motoren, noch Ersatzteile für die Vorkriegsmotoren. Ihre jahrealten Hochleistungsaggregate sind jedoch aufgrund ihrer Empfindlichkeit und ihrer hohen Drehzahlen sehr wartungsintensiv. Um ihre in die Jahre gekommenen Motoren zu schonen, fahren die Alkie-Piloten nur noch kurze » Closed Course Heats; an Marathonrennen nehmen sie kaum noch teil. Rennberichterstatter sehen bereits das Ende der Alky-Klassen nahen. Gleichzeitig erfreuen sich die brandneuen Stock-Outboard-Rennen, die zu dieser Zeit noch nicht offiziell organisiert sind, zunehmender Beliebtheit.

Aber um 1949 beginnen einige mechanisch talentierte Alky-Enthusiasten, Ersatzteile selber zu produzieren. Sie nehmen die Originalteile als Muster und verbessern sie auf der Basis ihrer jahrelangen Praxiserfahrung. Der eine produziert Motorblöcke, ein anderer ist auf Ersatzgetriebe für die Lower Units spezialisiert. Wieder andere finden heraus, dass sich bestimmte Motoren, die die Navy im Krieg zum Antrieb von Feuerwehrpumpen eingesetzt hatte, bestens als Alky-Ersatzteilspender eignen. Diese 2-Takter enthalten passende Kurbelgehäuse und -wellen, Zündungssysteme und » Flywheels. 1950 sind bereits so viele verschiedene Einzelteile erhältlich, dass sich jeder mechanisch begabte Bastler einen kompletten Alky-Motor allein aus Ersatzteilen aufbauen kann. Im gleichen Jahr beginnt der Rennmechaniker Randolph Hubbel in Kalifornien ganz neue Racing Outboards zu produzieren. Nun sind alle Versorgungsprobleme Schnee von gestern - die Alkyklassen florieren weiter.

 

Typische Racing Outboards ("Alkies")

Anm.: detaillierte Informationen über die einzelnen Rennklassen findest du » hier.


M-Class-Motoren (bis 7,5 ci):

Evinrude Midget RacerEvinrude Model 4328 "Midget Racer"

Baujahr: 1938 - 42
Bauart: wassergekühlter Zweitakter
Zylinder: 2, opposed (Boxer)
Hubraum: 7.42 ci (122 ccm)
Leistung: -?-
Drehzahl: 5.000 rpm
Getriebe: 13:20
Gewicht: 35 lbs (15.9 kg)
Neupreis: -?- US$


Der Evinrude Midget Racer kann ein kleines Boot mit leichtem Fahrer auf über 40 mph beschleunigen. Der erste Midget wird ab 1933 als "Model 454" für 125 $ verkauft und wiegt 38 lbs. Er besitzt einen Tillotson-Vergaser, Magnetzündung und eine zentrifugale Wasserpumpe.



(Bildquelle: » www.quincylooperracing.us)

 

A-Class-Motoren (7,5 bis 15 ci):

Johnson KR

Johnson KR-55 "Sea Horse 12"

Baujahr: 1931 - 40
Bauart: wassergekühlter Zweitakter
Zylinder: 2, alternate firing (Reihe)
Hubraum: 13.96 ci (229 ccm)
Leistung: -?- hp
Drehzahl: 7.000 rpm
Getriebe: 12:19
Gewicht: 60 lbs (27.2 kg)
Neupreis: 225 US$

Der sehr erfolgreiche KR-55 ist der erste "alternate firing Twin" (Reihenmotor). Ausgerüstet mit einem Tillotson-Vergaser und Magnetzündung dreht er einen 2-Blatt-Propeller mit 7,5 - 7,75'' Durchmesser bei 11,5 - 12'' Steigung. Der Motor wird bis 1940 nahezu unverändert gebaut, lediglich die Modellbezeichnungen wechseln:

1933: Johnson KR-65 (200 US$)
1934: Johnson KR-70
1935: Johnson KR-80
1938: Johnson KR-38
1939: Johnson KR-39
1940: Johnson KR-10

 

Caille Model 35 "Red Head"

Caille Model 35 "Red Head"

Baujahr: 1931 - 32
Bauart: wassergekühlter Zweitakter
Zylinder: 2, opposed (Boxer)
Hubraum: 13.91 ci (228 ccm)
Leistung: 12 hp
Drehzahl: -?- rpm
Getriebe: -?-
Gewicht: 52 lbs (23.6 kg)
Neupreis: -?- US$


Der Caille 35 ist trotz seines Doppelvergasers und gleichen Hubraums dem Johnson KR unterlegen. Das Besondere an diesem Motor ist die Caille-typische "tractor lower unit" - der Motor hat einen Zugpropeller, der in Fahrtrichtung vorne liegt! Diese "Traktoren" kommen Mitte der 30er Jahre aus der Mode.


(Bildquelle: » caille.8m.com)

 

König FA (1956)

König FA

Baujahr: 1956
Bauart: wassergekühlter Zweitakter
Zylinder: 2, Reihe
Hubraum: 14.82 ci (243 ccm)
Leistung: 23 hp
Drehzahl: 7.000 rpm
Getriebe: 13:13
Gewicht: ca. 50 lbs (22.7 kg)
Neupreis: 333 US$

Dieter König aus Ostberlin, dessen Vater schon seit 1928 im Motorenbau tätig ist, baut die leistungsfähigen Renn-Außenborder der Welt. 1947 wendet sich König das erste Mal an die APBA, Mitte der 50er Jahre kommen seine Produkte in die USA, werden in der » Boatsport vorgestellt und schlagen bei den Rennen nahezu alles, was Rang und Namen hat. Selbst die legendären Quincy-Looper und Hubbel-Modifikationen haben gegen einen "Konig" kaum eine Chance. Die Zylinder liegen vorne, damit die voluminösen "tuned pipes" (Resonanzrohre) auf der Rückseite des Motors Platz finden.

(Bildquelle: » www.quincylooperracing.us)

 

B-Class-Motoren (15 bis 20 ci):

Lockwood 92 BR "Racing Chief" (1929), 14 hp @ 4.500 rpm, 75 lbs, 235 US$
Johnson KR-40 (1928), 19.93 ci, 11 hp @ 3.800 rpm
Johnson SR-45 "Sea Horse 16" (1929), 16 hp, bis in die 50er Jahre gefahren
Johnson SR-50 "Sea Horse 16" (1930), 16 hp, bis in die 50er Jahre gefahren
Johnson SR-55 "Sea Horse 18" (1931), 18 hp
Johnson SR-60 (1932)
Johnson SR-65 (1933), bis auf die Bezeichnung identisch mit SR-60, 300 US$
Johnson SR-70 (1934), bis auf die Bezeichnung identisch mit SR-60
Johnson SR-38 (1938)
Johnson SR-39 (1939)
Elto 301 Hi-Speed Speedster: 2 Zyl. opposed, 19.63 ci, 11 hp @ 4500 rpm, 64 lbs, 170 US$
Elto 176 Speedi-Bee (1930): 2 Zyl. opposed, 19.94 ci, 20 hp @ 6000, 115 lbs, 400 US$ (nur 25 Stück in aufwändiger Handarbeit gebaut, weitere Produktion zu teuer)
König Class B Racing (1956), 2 Zyl. 28 hp

C-Class-Motoren (20 bis 30 ci):

Evinrude 6038 Speeditwin Racer: 1938-41, 2 Zyl. ("Hex-Head"), 30 ci, 30.6 HP @ 6.000 rpm, 110 lbs
Johnson PR-40 (1928), 30 ci. opposed twin, 16.5 hp @ 3800 rpm
Johnson PR-50 "Sea Horse 24" (1930), 24 hp, 30ci, 13:19, bis in die 50er Jahre gefahren
Johnson PR-55 (1931), 27 hp @ 5.500 rpm, 30 ci, 13:19, bis in die 50er Jahre gefahren
Johnson PR-60 (1932), 27 hp @ 5.500 rpm, 30 ci, 13:19,
Johnson PR-65 (1933), 27 hp @ 5.500 rpm, 30 ci, 13:19, 350 US$
Elto 632 Super "C" Racer (1932): 2 Zyl. opposed, 29.7 ci, 27 hp @ 5000 rpm, 95 lbs, 350 US$
König Class C Racing (1956), 3 Zyl. 45 hp

D-Class Motoren (30 bis 40 ci):

Johnson VR-45 "Sea Horse 32" (1929), 4-Zylinder opposed, 39.86 ci, 32 hp, Pleuel- und Getriebeschäden ab 5.500 rpm
Johnson VR-50 "Sea Horse 32" (1930), 4-Zylinder opposed, 39.86 ci, 32 hp, Pleuel- und Getriebeschäden ab 5.500 rpm
Johnson VR-55 (1931), 4-Zylinder opposed, 36 hp, Pleuel- und Getriebeschäden ab 5.500 rpm

F-Class-Motoren (40 bis 60 ci):

Elto Model 344 High Speed Quad, 4 Zyl. 60 ci.
Elto / Evinrude 4-60: (1938-42), 4 Zyl., 60 ci, 5.500 rpm, 134 lbs

Johnson TR-40 Giant Twin (1928), 49.48 ci, 25.75 hp bei 3.500 U/min, 110 lbs (49.9 kg) (zu schwaches Getriebe für den großen Motor, gebrochene Kegelräder, schwer zu starten, enttäuschende Leistung)
Johnson TR-45 Giant Twin (1929), 49.48 ci, 25.75 hp bei 3.500 U/min, 110 lbs (49.9 kg) (zu schwaches Getriebe für den großen Motor, gebrochene Kegelräder, schwer zu starten, enttäuschende Leistung)
Johnson XR-55 "Sea Horse 50" (1931), 4Zylinder, ca. 50 ci, (schwaches Getriebe)


X-Class-Motoren:

Evinrude Model 8001 X-Racer (Bj. nur 1934), max. 25-50 Stück produziert, vergrösserter 4-60 mit neuer Kurbelwelle und neuem Kurbelgehäuse, Tillotson-Vergaser mit Benzinpumpe, Batteriezündung,


 

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